Als Vorkämpferin für das Frauentumen ist das grösste Erlebnis in meiner Karriere “de Chrampf” . Ich möchte meine sportlichen Ambitionen ausspielen, aber auch mein Engagement für das Kunstturnen und die Ausbildung meinen Schützlingen weiter geben. Trotz allen Anstrengungen ist es schön mit Jungen Turnerinnen zu arbeiten.
Meine bedeutendsten Erfolge, als 16 Jährige Satus Meisterin am Schwebebalken 1962. Schweizer Satus Gerätemeisterin 1963,1964,1965,1966. Vier mal Siegerin an Verbandsländerwettkämpfen. Teilnahme an der Weltmeisterschaft 1966 in Dortmund. Von 180 Teilnehmerinnen Rang 116: Achtkampf Pflicht und Kur einen Sturz am Balken ein ganzen Punkt weg. 1967 Europameisterschaften (Amsterdam): Rang 30 am Balken eine Super Note 8.966. Bin heute noch Stolz.
Aller Anfang ist schwer — nicht für mich
Ich war immer in Bewegung, konnte auch sehr früh laufen. Meine Grossmutter Väterlicher Seite verbat mir zu hüpfen und rennen. Sie meinten das könnte nur schaden.
Mütterlicher Seite waren zwei Brüder im Turnverein Kaltbrun. Am 1.August unser Nationalfeiertag- turnten immer die Männer Handstände und so schöne Pyramiden mit bengalischer Beleuchtung. Das war damals für mich unglaublich schön. Diese Bilder sind heute noch in meinem Kopf. Immer wieder konnte ich nicht verstehen warum keine Frauen den Handstand machen durften. Nur Männer turnten. Ja ich begann an jeder Wand meine Beine hoch zu schwingen bis ich den Handstand stehen konnte. Danach Handstand laufen, Rad, usw. Ja ich konnte mich Stundenlang mit der Reckstange beschäftigen, Knieumschwung vorwärts-rückwärts, Sitzumschwung vorwärts- rückwärts. Aber leider war ganz in der Nähe der Schulhausanlage das Pfarrhaus. So kam meine Mutter zu der Ehre eines Pfarrbesuches zu Hause.
Zum Glück war meine Mutter Damenschneiderin. Sie nähte mir Pumphosen. Mit meinen Pumphosen brillierte ich weiter. Ich ging dann in die Jugi aber ich durfte nicht lange mitspielen, weil ich zu scharf schoss. Ich konnte auch sehr gut Rennen. Aber ein Leiter meinte ich müsse doch Kunstturnen. Es waren keine ausgebildeten Trainer. Aber der Oberturner hatte angeordnet, dass man mit mir turnt (Kunst). Ich hatte von Vielen gute Unterstützung. Ich lernte sehr schnell. Einer der Kunstturnen und Leichtathletik machte, steckte sein Training zurück und trainierte nur noch mit.
Emmi Schmid-Schubiger
Hier einige Zeitdokumente aus meine Aktiven Zeit.
Pioniere des Schweizerischen Frauen-Kunstturnens
Es wurde unseren Mädchen durch den Schweizerischen Frauenturnverband mit seiner konservativen Einstellung sehr schwer gemacht, das Kunstturnen als Wettkampfsport zu betreiben. Ja, Wettkämpfe waren für Kunstturnerinnen strikte verboten.
Glücklicherweise liessen sich eine ganze Anzahl junger, vom Kunstturnen begeisterter Mädchen von der sturen Haltung gewisser Verbandsfunktionärinnen nicht abhalten, ihren geliebten Sport auszuüben. Es blieb ihnen leider nichts anderes übrig, als mit fliegenden Fahnen vom Frauenturnverband in den Schweizerischen Arbeiterturnverband (SATUS) zu wechseln. Natürlich wurden sie da mit Freuden aufgenommen und auch entsprechend gefördert. Der SATUS hatte das wettkampfmässige Frauenkunstturnen schon jahrelang im Programm.
Ihr Horizont wurde erweitert und das Verlangen nach Höherem noch grösser. Der Weg, an Weltmeisterschaften teilzunehmen war ihnen aber verwehrt, da nur der damalige Eidgenössische Turnverein (ETV) die Lizenz des Internationalen Turnerbundes (ITB) besass und nur Mitglieder mit ETV-Lizenz an den WM teilnehmen durften.
Durch die Erfolge der SATUS-Kunstturnerinnen aufgeschreckt, besannen sich die Verbandsgewaltigen im ETV und Frauentumverband eines Besseren. Sie holten die unerschrockenen Turnerinnen in den Schoss ihres Verbandes zurück und erlaubten das wettkampfmässige Kunstturnen. Eine neue Aera war ausgebrochen. Ja, sogar ein Trainer wurde engagiert. Man sprang über den eigenen Schatten und meldete die Pionierinnen Emmi Schubiger und Gabrielle Theinz zur Teilnahme an die in Dortmund. Beide Mädchen haben an ihren ersten Weltmeisterschaften Erstaunliches geleistet, was ich mit eigenen Augen gesehen habe. Durch Mut, Ausdauer und Beharrlichkeit war es diesen beiden Turnerinnen gelungen, das Eis im Frauenturnverband zu schmelzen und die Türe für das Frauenkunstturnen in der Schweiz aufzustossen. Diesen Frauen gehört der Dank aller Kunsttumerinnen! Emmi Schubiger, verheiratete Schmid, arbeitet noch heute an der Basis. Sie leitet mit grossem Erfolg die Kunstturnerinnenriege von Weiningen. Immer wieder qualifizieren sich ihre Mädchen ins Nachwuchs- und Juniorenkader des STV. Emmi Schmid-Schubiger und Gabrielle Theinz haben für das Frauenkunstturnen in der Schweiz Grossartiges geleistet.
Hans Tschudi